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Chessilochmarsch Grellingen - Laufen / 11.11.2017




Einmal mehr begegneten frühe Passanten beim Bahnhof Grellingen/BL seltsamen Gestalten in eigentümlichen Kleidern. Der Regennässe trotzend, versammelten wir uns am 11. November 2017 um 07.30 Uhr in den Uniformen der Ordonnanz 1898, zum traditionellen Gedenken an das Ende des furchtbaren Ersten Weltkriegs vor genau 99 Jahren.



Das angetretene Marschdetachement wetterfester Füsiliere (mit Tambour) wurde kritisch von unserer Badischen Landwehr beäugt, die zum Gedenkanlass silberne Wachtmeisterwinkel und zugleich das Kommando innehatte. Da war peinlich reglementskonforme Packung verlangt (wegen des Regens durften die Laufdeckel gnädig auf den Gewehren bleiben.



Der erste Halt des Gedenkmarsches wurde im Chessiloch eingelegt. Dort überspannen zwei strategisch wichtige Brücken der Bahnlinie in den Jura die Birs. Von 1914 bis 1918 wachten an ihnen zahllose Wehrmänner, welche sich mit Malereien an den Felsen verewigten. Der Chef gibt hier gerade eben Unterricht im ordonnanzmässigen Bau von Gewehrpyramiden.



Die untere Chessilochbrücke im Kriegswinter 1914. Man erkennt zwei Wachhäuschen, die sowohl Gleisebene und Widerlager der wichtigen Eisenbahnbrücke beaufsichtigen. Die Bahnlinie sicherte die Versorgung der Schweizer Truppen an der Grenze in der Ajoie. Die Brücken wurden 1874/75 erbaut und 1925/26 durch die heutigen Steinbogenbrücken ersetzt.



Im steten Nieselregen ging der Marsch vom Chessiloch aus der Birs entlang weiter über Zwingen nach Laufen. Die historische Ausrüstung und Kleidung des Detachements ist zwar über 100 Jahre alt. Doch dank sachgerechter Pflege übersteht sie noch heute solche Auftritte in schlechter Witterung. Das Schweizer Armeematerial von 1914 war robust und dauerhaft.



Das schlechte Wetter beschleunigte offenbar den Drang nach den Grättimännern und dem warmen Kakao, mit denen die Logistik jeweils die Marschgruppe beim Amtshausplatz in Laufen erwartet. Die Route wurde praktisch im Gewaltmarsch bewältigt, und unsere wackeren Troupiers konnten früh wie nie ihre verdiente Zwischenverpflegung fassen.



Um fünf Minuten vor zwölf pflanzten die Füsiliere vor dem Baslertor die Bajonette auf, und der Tambour nahm die Schlegel zur Hand. Unter Trommelschlag wurde der Stadtkern Laufens durchschritten, auf dem Weg zum Vorstadtplatz, wo das Wehrmännerdenkmal zum Gedenken an die Laufentaler Toten der Grenzbesetzung 1914-18 steht.



Um 12.00 Uhr legt unser Sanitäter das Blumengebinde vor dem Denkmal nieder, das an die 1914-18 Verstorbenen des Laufentals und des dort verwurzelten Berner Bataillons 23 erinnert. Die Spanische Grippe forderte 1918 viele Menschenleben in der Schweiz und der Armee. Für zehn Minuten stand unsere Schildwache zum Gedenken am Monument.



Nach dem Gedenkakt genoss unser Detachement den von der Stadt Laufen offerierten Apéro im Café Kern, um im Anschluss aufgewärmt mit dem Regionalzug zurück nach Grellingen zum Ausklang des Anlasses zu fahren. In der Behaglichkeit des Abteils ist auch Zeit, sich eingehend speziellen Details der historischen Armeeausrüstung zu widmen.



Im Gedenken an die Schweizer Sanitätssoldaten der Grenzbesetzung, die in den Tagen der hochansteckenden Spanischen Grippe 1918 in einem vernachlässigten und überforderten Sanitätswesen Dienst in vollen Grippe-Lazaretten taten, sich anstecken und ihr Leben verloren, wie viele deren Name auf dem Denkmal in Laufen stehen.



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